Griechische Mythologie
Die ersten Sagen Achaias drehen sich um das Erlernen des Ackerbaus und das erste Pflügen der Erde, ohne dass die Allgegenwart des göttlichen Elements vergessen wurde. Nach einer Sage kam Triptolemos, Sohn des Koleos, dem König von Elevsina, aufgezogen von der Göttin Demeter, von welcher er auch das Handwerk des Ackerbaus erlernte, als er auf einem von geflügelten Drachen gezogenen Wagen um die Welt reiste, irgendwann nach Achaia. Dort traf er Evmilos, dem er das Aussäen des Weizens mit einem Pflug beibrachte. Daraufhin gründete Evmilos eine Siedlung. die er Aroi (= Pflug) nannte.
Doch Evmilos, Sohn namens Antheias bzw. Antheas, ein unruhiger Heranwachsender, spannte die Drachen vor den Wagen um zu säen, ohne die Erlaubnis des gerade schlafenden Triptolemos eingeholt zu haben. Dabei wurden die Drachen wild und töteten den zukünftigen Bauern. Daraufhin errichtete sein trauernder Vater in Erinnerung an ihn eine neue Siedlung, die er Antheia (Anthia) nannte. Später wurde zwischen den beiden Siedlungen Messatis (in der Mitte) gegründet, wo der Gott des Weines Dionysos aufgezogen wurde, so lautet einer Version der Sage. Nach einer anderen Version fand Dionysos dort Unterschlupf vor den Verfolgungen durch die Titanen. Aufgrund einer der beiden Versionen wurde er auch Dionysos Messateas genannt.
Jedenfalls gedieh der Wein des Dionysos in der Erde Achaias in einem Maße, dass der Mythos des „Eintägigen Weines“ entstand, der am Feiertag des Gottes im antiken Aigeira (Egira) wuchs. Und zwar wuchs der Wein, wie der Mythos besagt, nicht nur innerhalb von 24 Stunden, sondern war sogar reif zur Verarbeitung! Der Wein, den die Feiernden tranken, war aus den Trauben des „Eintägigen Weines“. Mit den Göttern wurden auch die aus den Felsen oder der Erde sprudelnden Quellen in Verbindung gebracht, die heilende und weissagende Kräfte hatten. Als solche werden die „Quelle der Demeter“ in Patras, das „Lyssonero“ (Tollwasser) in Loussi, die Quelle „Misampelos Pigi“ in Klitoria und andere genannt. Wer Wasser aus der „Misampelo Pigi“ trank, erzählt die Sage, vergaß und hasste den Wein, und wollte ihn nie wieder trinken oder auch nur riechen. Und das Wasser „Lyssonero“ heilte den Trinkenden vom Verfolgungswahn, der ihn ereilt hatte. Und die „Quelle der Demeter‘ sagte voraus, ob Kranke geheilt würden oder nicht.
Das Schrecklichste waren jedoch die „Wasser des Styx“ auf dem Chelmos, die auch Homer in der Ilias erwähnt. Denn aus dem heiligen Felsen des Styx floss das Wasser aus der Unterwelt, das aus dem Hades gespeist wurde. Bei den „Wassern des Styx“ hatten die Götter des Olymp während ihres Kampfes gegen die Titanen ihren schrecklichen Eid abgelegt. In die „Wasser des Styx“ tauchte, so erzählt die Sage, Thetis, Sohn Achilles, damit er unsterblich werde. Doch an der Stelle, an der sie ihn hielt, blieb er verletzbar, wie der tödliche Pfeil des Paris bewies.
Sagen Achaias sprechen auch von der Siedlung Vassiliko in der Ortschaft Kalentzi (am südlichen Ende), in der Ruinen eines prächtigen antiken Tempels erhalten sind, welcher Palioklissi genannt wird. Diese Ruinen hat 1938 der Archäologe Neratzoulis erforscht. Am nordwestlichen Ende derselben Ortschaft ist der Hügel Palataki. Dort ist ein altes unterirdisches Gebäude erhalten. Die Überlieferung sagt, das dort ein König lebte, dessen Tochter in einer nahen Quelle ertrank, woraufhin der König befahl, die Quelle mit Haaren zu verschließen. Das Wasser trat dann in Chatzouri an der Stelle Avissos aus der Erde.
Eine Hauptrolle in der Mythologie spielt der Halbgott Herakles, dessen Höhle in der antiken Stadt Voura war, in der Nähe des heutigen Diakopto, und zwar oberhalb von Eleonas in der Nähe von Zachloritika. Über die Höhle des Herakles schreibt der Reisende Pausanias: „Von Voura in Richtung Meer hinabsteigend trifft man auf den Fluss, der Vouraikos heißt und sieht in einer Höhle die Statue des Herakles.“ Der Held Herakles, bei dem die Achäer Zuflucht suchten, hat Achaia viele Male geholfen, zum Beispiel als er den erymanthischen Eber unschädlich machte (ein fürchterliches Wildschwein, das auf dem Berg Erimanthos bzw. Olenos lebte und dessen Verwüstungen das Erblühen von Ackerbau und Tierzucht verhinderten) und auch als er die keryneische Hirschkuh in der antiken Stadt Keryneia einfing. Außerdem baute Herakles zum Schutz Achaias vor Elis und seinem König Augeias einen uneinnehmbaren Mauerring, vielleicht war es sogar eine Zyklopenmauer, die sogenannte Mauer von Dyme (Dimi). Damals baute er die neugegründete Stadt Dyme in seinen Stützpunkt gegen die Einwohner von Epeia und Elis um und schaffte es seine Feinde aufzureiben.
Außer bei den Siedlungsgründungen von Aroe, Antheia und Messatida, welche indirekt auf Weisungen der Göttin des Ackerbaus zurückgehen und von denen später Aroi den Stadtkern von Patras bildet, treffen wir auch in vielen anderen Fällen auf von Göttern gegründete Siedlungen. Die uralte Stadt Olenos in Westachaia gründete Olenos, Sohn des Gottes Zeus und der Danaide Anaxitheas. Und zwar wurde die prähistorische Stadt genau in dem Gebiet erbaut, wo Zeus von der „Olenischen Ziege“ aufgezogen wurde, und deren Name dem Kind des Herrschers des Olymp als Ausdruck der Dankbarkeit gegeben worden war. Eine andere den Sagen zufolgen von Göttern gegründete Stadt ist das antike Triteia (Tritea), in der Nähe des heutigen Dorfes Agia Marina in der Stadtgemeinde Tritea, die Melanippos, Sohn des Gottes Ares und der Priesterin Triteia. Derselben Gruppe von Göttern gegründeter Städte gehört wahrscheinlich auch Egio an, welches nach einer Version seinen Namen der „Aiga“ (Ziege), die den Zeus aufgezogen hatte, verdankt. Es erhebt also Anspruch auf denselben Verdienst, wie Olenos. Die andere Version führt ihn auf die Zähmung der Ziegen (Algen) zurück. d.h. die Verbreitung der Viehzucht.
Doch sicher ist, dass Egio eng mit dem Trojanischen Krieg verbunden ist. Von seinem Hafen aus, brach die mykenische Flotte zu ihrem großen Feldzug auf. Zusammen mit Agamemnon nahmen auch die lokalen Herrscher Amphimachos, Thalpios, Alisos, Epeios und Aias Telamonios. welcher im antiken Loussi in der heutigen Stadtgemeinde Kalavrita beerdigt ist, teil. Schließlich sind laut der Mythologie noch Voura (vous orein = Pflege oder Weide der Rinder), welches seinen Namen von dem Halbgott und Zentauren Dexamenos erhielt, die Stadt Aiges (nach dem Wort „Ziegel, die Stadt Pellini mit dem Namen des Titanen Pallantas sowie die Stadt Phares mit dem Namen von Pharitas (Sohn von Hermes und Philimadeia). Das Eintauchen in die prähistorischen Tiefen der Mythologie führt uns in die vorhellenistische Epoche der Pelasger. So sind die obigen Beispiele nicht die einzigen. Das eindrucksvollste Beispiel pelasgischen Ursprungs ist die Sage des Phorkos oder Phorkynos, welcher Herrscher der Meere war, bevor Poseidon sie eroberte. Der Sitz des Gottes Phorkos war „Arymnion Antron“, ein Höhle in ein felsigen Bucht in der Nähe der pelasgischen Stadt Larissa, in der Nähe des heutigen Araxos.
Die Herrscher der Meere sollen aus der Höhle bei Araxos herausgestürmt sein und die Seemänner in Angst und Schrecken versetzt haben. Heute wird das Gebiet der Höhle „Mavra Vouna“ (Schwarze Berge) genannt. Bezüglich der Besiedlung Griechenlands durch die neuen Völker (Ionier, Achäer und Dorier) erzählen die Sagen: Ellinas, der König von Phthiotida, Sohn von Deukalion und Pyrrha. machte den erstgeborenen seiner drei Söhne Aiolos zu seinem Thronerben, während er die anderen beiden Doros und Xouthos andere Gegenden besiedeln ließ. Doros gründete auf dem Parnassos die Kolonie der Dorier. Xouthos, der Kreousa, die Tochter des Königs Erechtheas heiratete, besiedelte Tetrapolis in Attika (Oinoi, Marathon, Provalinthos und Trikorythos). Mit Kreousa hatte Xouthos den Sohn Achäos, während aus einem erotischen Zusammentreffen Kreousas mit dem Gott Apollo der Halbbruder Ionas hervorging. Da Achäos jedoch ein Unruhestifter war und einen seiner Landsmänner tötete, wurde er aus Tetrapolis verbannt und zog als Anführer der Phthioter nach Süden nach Lakedaimona, welches er eroberte und dessen Siedler er Achäer nannte.
Ein Jahr später wanderte sein Halbbruder, der von einem Gott gezeugte Ionas, aus, weil Attika eine zu große Bevölkerung hatte. Er führte eine große Volksmenge nach Aigialo, das Land der Pelasger von Aigialeia. Er eroberte es und nannte es jetzt Ionien. Dann erbaute er die Hauptstadt seines Staates Elike (Eliki), so genannt zu Ehren seiner Frau Eliki, der Tochter des letzten Königs der Pelasger Selinountas. dessen Namen ein Fluss bis heute trägt. Auch der Fluss Ladonas bei Daphne (Dafni) ist von der Mythologie auserwählt. Um ihn ranken sich fürchterliche Legenden göttlicher Liebe. Dort spielte sich die Sage des Leukippos ab, der sich als Frau verkleidete um der Nymphe Daphne nahe sein zu können, wenn sie nackt aus den Wassern des Ladonas steige. Dort jagte die Göttin Artemis und der bocksfüßige Gott Pan trieb sich hier herum. Hier in den schönen Wäldern des Bergs Afrodissio sind die berühmten Bäder der Aphrodite, wo sie sich mit ihrem Geliebten Ares traf.