Das Heiligtum des Asklepios
Das Asklepion war schon im Altertum eine Stätte allgemeiner Verehrung und weitreichender Berühmtheit. Der antike Stadtstaat Epidauros, bestehend aus einem weltlichen und einem religiösen Bezirk, führte ein Dasein im Schatten der einflußreichen epochalen Zentren Korinth, Sparta und Athen.
Der Name Asklepios steht für den Beginn der Heilkunde, die als eine von den Göttern gespendete Kraft angesehen und mit dem Wissen darum ausgeübt wird.
Die ersten Kulthandlungen führt man bis mindestens ins 16. Jh. v.Chr. zurück!
Am Abhang des Kynortion hinter dem Theater befand sich ein für jene Zeit außergewöhnlich großes Heiligtum. Von größter Bedeutung für die dort stattfindenden religiösen Riten war das Wasser, welches aus Quellen weiter oben am Berg entspringt. Gesundheit und Glück sollen mit der Reinigung durch das Wasser und mit dem Genuß desselben erwirkt werden.
Nach dem Untergang der mykenischen Welt gelangt das Heiligtum, dessen Kulthandlungen dem Schutz des Apoll unterstellt sind, zur Zeit der Stadtstaaten ca. 800 v.Chr. zu neuer Größe. Als Gründer des Apollon-Tempels gilt König Molos von Epidauros. Die Sage berichtet, daß sich der Gott des Lichts und der Heilkunde in Koronis, die Enkelin Molos‘, verliebte, und diese ihm nahe des Heiligtums einen Sohn, Asklepios (Äskulap), gebar.
Mit dem Wachstum und der Herausbildung eines städtischen Charakters im antiken Epidauros wird der Gesundheit, dem persönlichen Glück und den Tugenden immer größere Bedeutung beigemessen.
Der Ruf des Heiligtums von Epidauros breitet sich aus, was eine Mehrung der Kulthandlungen und Anbetungszeremonien zur Folge hat.
Mitte des 6.Jh. v.Chr. wird es daher notwendig, den Tempel in einen größeren Bezirk zu verlegen. Ungefähr 1 Kilometer nordwestlich, in einem weiten Tal, entsteht das Asklepion, wie es die Welt heute kennt. Das Wasser, nach wie vor Grundlage der religiösen Riten, wird von der alten Quelle am Berg mittels einer in die Erde gegrabenen Wasserleitung zum heiligen Brunnen im neuen Bezirk umgeleitet.
Der Apollon-Kult verliert im neuen Heiligtum nach und nach an Bedeutung und wird durch die religiöse Verehrung des Asklepios abgelöst.
Im 4. und 3. Jh. v.Chr. erlebt das Asklepion seine glanzvollste Zeit. Während dieser Blüte konzentriert sich der Reichtum der Stadt Epidauros im heiligen Bezirk und erlaubt dessen systematische Ausweitung und imposante Entwicklung. Davon zeugen unter anderem der Tempel des Asklepios, der Tholos (Rundbau), das Avato, das Gymnasium, das Gästehaus und schließlich das Prunkstück des Heiligtums, das Amphitheater. Während der Zeit der Römerherrschaft im 1.Jh. v.Chr. erleidet das Asklepion katastrophale Zerstörungen. Nach seiner Wiederherstellung im 2. Jh. n.Chr. werden die religiösen Riten fortgesetzt, bis zum Verbot der antiken Kulthandlungen im Jahr 426 n.Chr.
Der griechische Archäologe Panagis Kavvadias unternimmt Ende des 19. Jh. erste Ausgrabungen, A. Orlando baut 1954-63 das Theater wieder auf und ab 1984 setzt eine Gruppe Archäologen unter Labrinoudakis, Parlamas und Spatharis, die sich der Erhaltung der Denkmäler von Epidauros verschrieben hat, die Instandsetzung fort. Die Ausgrabungen decken auf, was sich heute der Welt als das prachtvollste Beispiel eines antiken griechischen Amphitheaters darstellt.
Es hat insgesamt 55 Sitzreihen, die sich im unteren Abschnitt in zwölf, im oberen in 22 keilförmige Abteilungen trennen, und bietet Platz für mehr als 20.000 Zuschauer.
Vom Bühnenhaus (Vorbühne etc.) ist nur das Fundament erhalten. Dafür vermittelt uns das Rund der sogenannten Orchestra (im authentisch griechischen Maß von 20 Metern Durchmesser) einen phantastischen Eindruck.
Das Halbrund des Zuschauerraum, liegt eingebettet in die natürliche Form des Berghangs und stellt n seiner Ausrichtung nach Nordost eine einmalige Orientierung in d antiken Ordnung dar.